alles ist in einem System eingebunden…
Die systemische Psychotherapie
In der systemischen Psychotherapie richten wir unser Augenmerk darauf, dass der Mensch ein Lebewesen ist, das sich in verschiedenen hierarchisch geordneten Systemen bewegt. Das erste System, das wir kennenlernen, ist die Familie, in die wir hinein geboren werden. Später kommen die Systeme Kindergarten, Schule, Freundeskreis, Ausbildungsplatz, Arbeitsplatz und die neue eigene Familie hinzu. Allgemein kann man sagen, dass sobald Menschen in einem Raum zusammen sind, sie ein soziales System bilden. Diese Systeme sind mehr, als nur die Summe ihrer Teile. Dieses Mehr drückt sich aus in seinen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Mitgliedern des jeweiligen Systems, und man hat beobachtet, dass die Veränderung oder das Verhalten eines Systemmitgliedes zwangsläufig zu einer Veränderung aller anderen Systemmitglieder führt.
Hier sind einige Beispiele, um das zu verdeutlichen:
- übernimmt die Tochter die Rolle der Mutter, entsteht in diesem System ein Ungleichgewicht. Es wird auf Dauer sowohl die Tochter, als auch die Mutter in ihrer Energie schwächen, da beide unbewusst spüren, dass sie Funktionen übernehmen, die ihnen nicht gerecht werden. Gleichzeitig rutscht die Tochter in die Rolle der Partnerin für den Vater. Zum Ausdruck kommt das, in dem der Vater zum Beispiel wichtige Dinge mit der Tochter anstatt mit seiner Frau bespricht
- in einer Firma erfüllt eine Führungsperson die Führungsaufgaben nicht oder nicht genügend. Ein anderer Angestellter versucht, diese Rolle zu übernehmen, um das System aufrecht zu halten. Er wird aber schnell an seine Grenzen stoßen, da das Team schnell merken wird, dass etwas nicht in der Ordnung ist und es wird zu entsprechenden Schwierigkeiten in der Abteilung kommen
In der systemischen Familientherapie geht man zusätzlich davon aus, dass Mitglieder anderen Familienmitglieder schweres Schicksal abnehmen möchten, damit der andere nicht leiden muss. Diese Übernahme von Leid geschieht vor allem zwischen Kinder und Eltern. Hat zum Beispiel die Mutter eine Depression oder Angststörungen oder chronische Schmerzen, übernimmt oft eines der Kinder diese Symptome, in der Absicht, der Mutter ihr Schicksal abzunehmen. Wichtig ist, dass dies natürlich völlig unbewusst geschieht und vor allem niemals funktionieren kann! Nach dem Motto „lieber leide ich als du“ möchte das Kind damit aus Liebe zur Mutter ihr helfen. Ich vermute, dass das Kind dies auch noch aus einem anderen Grund versucht. Besonders kleine Kinder sind noch vollkommen abhängig von ihren Bezugspersonen. Hat das Kind Angst, dass die Bezugsperson aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für das Kind sorgen kann, übernimmt es unbewusst den verzweifelten Versuch, der Mutter die Krankheit abzunehmen, damit sie für das Kind erhalten bleibt.
Diese Phänomene habe ich sowohl in zahlreichen Familienaufstellungen mit Gruppen, als auch in meiner Praxisarbeit vielfach beobachten können. Die Lösung liegt in der Regel darin, die Ordnung in dem jeweiligen System wieder herzustellen. Gelingt das, kommen alle Systemmitglieder wieder zur Ruhe.
In meiner Praxis arbeite ich bei systemischen Verstrickungen mit Elementen aus der Gestalttherapie. Die Reaktionen, wenn die Verstrickungen ins Licht geholt und dann aufgelöst werden, sind oft tief berührend und ermöglichen tief greifende positive Veränderungen.
Haben Sie fragen zur systemischen Therapie? Dann freue ich mich auf Ihre Email oder Ihren Anruf.